* partielle Sonnenfinsternis am 3. Oktober 2005 *


Nie ungeschützt in die Sonne blicken. Schon gar nicht mit einem Fernglas oder einem Teleskop. Sofortige Erblindungsgefahr! Rettungsfolie als Objektivfilter ist umstritten. Auch Einschraubfilter für Okulare sind gefährlich! Empfehlung: SoFi Brillen (Optiker) oder spezielle Solar Folie (von Baader Planetarium erhältlich)

Vorschau

Liebe Sternfreunde,

Am 3. Oktober findet in Europa eine ringförmige Sonnenfinsternis statt, die in unseren Breiten als partielle Finsternis sichtbar sein wird.

Der AVO lädt zu diesem Anlass zu einer öffentlichen Beobachtung ein.
Er wird hierzu seine Instrumente auf dem Parkplatz auf dem Schönbergpass zwischen Lahr und Biberach aufstellen und eine gefahrlose Beobachtung für Gross und Klein anbieten:

  • Beobachtung mit einem grossen Projektionsschirm
  • Beobachtung im "Weißlicht" mit Verschiedenen Instrumenten
  • Beobachtung im "Grünlicht", wo die Sonne am stärksten strahlt
  • Beobachtung im roten H-Aplha-Licht wo Protoberanzen und Ausbrüche sichtbar werden.


     

    Die Stellungen von Sonne und Mond bei Finsternisbeginn, -mitte und -ende.
    Vorsicht: Die in den Grafiken abgebildeten Zeiten sind UT (Universal Time), also für unsere Zeitzone und die Sommerzeit 2 Stunden hinzuzählen.

    Der Fahrplan
    7:30Sonnenaufgang
    8:45Mond (unsichtbar), gefolgt von der Sonne gehen über dem Wald
    hinter dem Parkplatz Schönberg auf
    9:52Finsternisbeginn, der Mond berührt die Sonnenscheibe rechts oben
    11:08Finstermitte, 56% der Sonnenscheibe sind vom Mond bedeckt
    12:30Finsternisende, der Mond verlässt die Sonnenscheibe links unten
    13:18Wahrer Mittag. Die Sonne hat ihren höchsten Punkt erreicht (37,5°)
    19:05Sonnenuntergang

    Lokale Daten
    Gesamte Dauer:2h 38min
    Maximaler Bedeckungsgrad:56%
    Größe der Sonnenscheibe:etwa 32 Bogenminuten
    Größe der Mondscheibe:etwa 30 Bogenminuten
    Sonnenhöhe bei Beginn:etwa 21°
    Sonnenhöhe bei Ende:etwa 36°
    Saros-Zyklus:134

    Auf dieser Darstellung sieht man wie Sonne und Mond zueinander orientiert sind. Ferner ist zu erkennen, dass wir den Mond sehen, wie er scheinbar unterhalb der Ekliptik (gelbe Linie: Umlaufbahn der Erde um die Sonne = Sonnenbahn) die Sonne passiert.
    Es ist bemerkenswert, dass der Weg aus unseren Breiten 'hinunter' nach Madrid ausreicht, um unsere Sichtlinie so zu verschieben, dass der Mond höher steht, sprich direkt vor der Sonne!

    So etwa könnte der Anblick des Sonnenrings in Madrid sein. Der Sonnenring beginnt seinen Lauf im Atlantik und zieht dann über Spanien nach Afrika. Die zeitliche Mitte des globalen Verlaufs liegt mitten in der Sahara. Von dort aus wandert die Finsternis weiter bis in den Indischen Ozean.
    Ausblick und Rückblick

    Diese Finsternis wird für lange Zeit die letzte der "grossen" sein. Am 29. März 2006 wird es noch einmal eine wesentlich kürzere und spärlichere Bedeckung geben, ebenso am 1. August 2008.
    Dann dauert es bis zum 20. März 2015 bis wieder eine "Finsternis" kommt, die es dann aber auch mit der diesjährigen aufnehmen kann.
    Auch eine streifende Mondfinsternis am 7. September 2006 kann uns kaum trösten, allenfalls helfen uns die totalen am 3. März 2007, am 21. Februar 2008 um am 15. Juni 2011 über diesen langen, finsteren Zeitraum hinweg.
    Nach den beiden letzten verregneten Mondfinsternissen vom 26. Oktober und 4. Mai des letzten Jahres wird Petrus hoffentlich dieses Mal ein Einsehen haben.

    Die letzte Sonnenfinsternis fand am 31. Mai 2003 statt und konnte unter anderem auch von der Geroldseck aus fotografiert werden.
    Die letzten sichbaren Mondfinsternisse ereigneten sich am 9. November 2003 und am 7. Mai 2003.

    Anregungen zur Beobachtung

  • Wie schnell wandert der Mond relativ zur Sonne? (man sieht eine Überlagerung von Eigenbewegung, Erdrotation und Erdumlauf)
  • Sind Profile von Mondbergen vor der Sonnenscheibe sichtbar?
  • Ist der dunkle Mond schon vor Eintritt in die Sonnenscheibe vor einer Sonnenprotuberanz zu sehen?
  • Wie sieht es auf der Sonne aus: Sonnenflecken? Fackeln? Granulation?
  • Um wieviel heller als schwarz (Mond) erscheinen die Sonnenflecken? (Sie sind hell!)
  • Ist die Randverdunkelung der Sonne bei Finsternismitte besser zu sehen als sonst?
  • Wissenswertes zur Sonnenfinsternis - der 'Saroszyklus'

    Eine Sonnenfinsternis kann nur dann auftreten, wenn der Mond genau zwischen Erde und Sonne steht. Dann ist Neumond.
    Warum aber erleben wird dann nicht an jedem Neumond eine Sonnenfinsternis? Dafür gibt es mehrere Gründe.

  • Der wichtigste ist, dass die Bedingung, dass Neumond sein muss, nicht ausreicht. Neumond ist nämlich auch dann, wenn der Mond zu diesem Zeitpunkt von der Erde aus gesehen exakt ober- oder unterhalb der Sonne steht. Dies ist der Regelfall. Vor der Sonne steht er, wenn er zusätzlich auch noch gerade die Bahnebene der Erde um die Sonne kreuzt (Ekliptikalebene). Dann gibt es - irgendwo auf der Erde - eine Sonnenfinsternis.

  • Der zweite Grund: Wie man schon am unterschiedlichen Aussehen (Bedeckungsgrad) der Verfinsterung bei uns und in Madrid erkennen kann, hängt die Sichtbarkeit der auch Finsternis stark von der geographischen Breite des Beobachtungsortes ab.

  • Drittens: Eine solche 'parallaktische Verschiebung' aufgrund der geographischen Breite gibt es natürlich auch zwischen Beobachtern die sich auf verschiedenen Längengraden befinden; also ist auch die geographische Länge des Beobachtungsortes entscheidend.

    Zuletzt sollte man sich natürlich tunlist auf der Tagseite der Erde befinden, denn nur dort soll die Sonne zu sehen sein :-)) (Und wenn, dann am liebsten wieder ganz bedeckt). Fazit:
    Auch wenn sich eine Finsternis ereignet, ist damit noch lange nicht gesagt, dass man sie auch sieht.

    Die Schnittpunkte der Ebene der Mondbahn, die gegen die Ekliptikalebene um etwa 5° geneigt ist, nennt man 'Drachenpunkte' und den Zeitraum zwischen zwei Durchgängen durch den selben Drachenpunkt 'drakonischer Monat'. Er dauert 27,2 Tage. Demgegenüber steht der Zeitraum zwischen zwei Neumonden, der 'synodische Monat' mit 29,5 Tagen. Er ist länger als der drakonische Monat, weil sich die Erde in der Zwischenzeit weiter um die Sonne bewegt hat. Der Mond braucht daher noch ein bisschen zusätzliche Zeit bis er diese Positionsveränderung eingeholt hat, und wieder in Neumondstellung kommt (also 'über', 'unter' oder 'vor' die Sonne).

    Nach ziemlich genau 18 Jahren, 11 Tagen und 8 Stunden (bzw. 18 Jahren, 10 Tagen und 8 Stunden wenn fünf statt vier Schaltjahre eingeschlossen sind) sind genau 223 synodische Monate vergangen, und zugleich 242 drakonische Monate. Mit dieser Periode wiederholt sich die Abfolge von Sonnenfinsternissen (und Mondfinsternissen). Allerdings sind die oben genannten 8 Stunden wesentlich, denn die Folge ist, daß zwar die gleiche Finsternis auftritt, jedoch um 120 Grad nach Westen versetzt.

    Es kommt allerdings noch ein Umstand hinzu, der das fast gleiche Aussehen der Finsternis bewirkt. Es ist nämlich auch noch ein 'dritter Monatsbegriff' mit im Spiel. Denn der Mond beschreibt mit seinem Umlauf um die Erde keinen genauen Kreis, sondern eine Ellipse mit erdnahen und erdfernen Punkten. Ein solcher 'anomalistischer Monat' dauert 27,55 Tage, d.h. der Mond erreicht nach dieser Zeit immer wieder einen erdnahen Punkt.
    Diese Ellipse ist aber nicht geschlossen, oder anders ausgedrückt: die gesamte Bahn des Mondes wird in 239 anomalistischen Monaten wie ein taumelnder Kreisel einmal um die Erde herumgezerrt. Dies ist auch der Grund, warum die Durchgänge des Mondes durch die Ekliptikalebene ein wenig schneller aufeinander folgen als seine Durchgänge durch einen z.B. erdnahen Punkt.
    Der Zufall will es, dass nach nach 239 anomalistischen Monaten ebenfalls etwa 18 Jahre, 10/11 Tage und 8 Stunden vergangen sind. "Die gleiche" ringförmige Sonnenfinsternis, bewirkt durch einen erdfernen Mond der zu klein erscheint um die Sonne vollständig zu bedecken, tritt also nach diesem Zeitraum wieder auf.

    'Erfunden' wurde dieser Zyklus - der 'Saroszyklus' bereits von den Babyloniern (babylonisch sharu = Universum).
    Die Mondfinsternis vom 3. Oktober hat die Zyklusnummer 134. Die nächste Finsterniss mit der gleichen Nummer findet am 14. Oktober 2023 statt - aber über Amerika. Ein Zyklus hält aber nicht ewig an. Vielmehr reisst die 18jährige Wiederholung nach einer Reihe von Finsternissen ab, denn die 18,x Jahre sind nicht exakt Vielfache der beschriebenen Monate. Zum Zyklus 134 gehören insgesamt 71 Sonnenfinsternisse, wobei die aktuelle die 43. ist. Unser Zyklus 134 wird nach 28 weiteren Finsternissen (in 685 Jahren) mit einer Sonnenfinsternis in Polnähe enden.