* Mondfinsternis von 8. auf 9. November 2003 *

Die Fotos zu diesem Bericht stammen von Hans Bredel, Wolfgang Sorgenfrey, Levin Dieterle und Franz Schmalz.
Die Bilder sind leicht bildbehandelt, insbesondere wurde Rauschen aus dem Himmels-Hintergrund entfernt, z.T. auch nachgeschärft. Das Bild vom Mondhalo ist zusammengesetzt, die Bilder mit dem Laubenvordergrund sind eine Montage.
Der Beobachtungsbericht stammt von Christian Flick.

 


Die obige Animation zeigt den Finsternisverlauf vom Erdboden aus gesehen, der Zenit ist also immer "oben". Zeitraum: 23 Uhr bis 5 Uhr.
  • 23:15 h: Eintritt in den Halbschatten
  • 00:33 h: Eintritt in den Kernschatten im Süden, Höhe 55°
  • 02:07 h: Beginn der Totalität (=Mond vollständig von Kernschatten bedeckt)
  • 02:18 h: Mitte der Finsternis im Südwesten, Höhe: 48°
  • 02:29 h: Ende der Totalität
  • 04:03 h: Austritt aus dem Kernschatten im Westen, Höhe 33°
  • 05:22 h: Austritt aus dem in den Halbschatten

  • Kernschattenradius: 0°42' (etwa 0,71 Grad)
  • Halbschattenradius: 1°18' (etwa 1,31 Grad)
  • Helligkeit bei Totalität: etwa 1 mag
  • Saroszyklus: 126
  •  

    Entrée

     

    Ausblick

    Diese Verfinsterung findet zum Glück in der Nacht von Samstag auf Sonntag statt, und nicht an einem anderen Tag! Denn die vollständige Verfinsterung wird mitten in der Nacht, kurz nach zwei Uhr einsetzen. Die Phase der totalen Verfinsterung ist verhältnismäßig kurz, nämlich 22 Minuten. Zum Augleich gibt es zusätzlich zum Erlebnis der Verfinsterung einige interessante "Zusatzbeobachtungen"

  • Beobachtung der Mondbewegung

  • Man erkennt in der Animation daß der Mond beim Eintritt in den Halbschatten an einem etwa 5,5 mag hellen Sternchen "vorbeischrammt". Dies ist der Stern Sigma Aries (Aries steht für das Sternbild Widder), und die Eigenbewegung des dürfte mit einem Fernglas serh schön zu sehen sein. Der kleinste Abstand zum Mondrand (etwa 23h40) beträgt etwa 4 Bogenminuten, also weniger als ein siebtel Monddurchmesser.
    Sigma Aries ist übrigens ein blauer Riese in 480 Lichtjahren Entfernung, und in Wirklichkeit 130 mal heller als die Sonne.

  • Ein Komet!

  • Nahe des Sterns Omikron Aries, etwa 6 mag hell, anfangs nur 3 Bogenminuten entfernt, steht der Komet "C2001 HT50 (LINEAR)" der zufällig um diese Zeit sein Helligkeitsmaximum erreicht. Der Komet ist zwar nur 11 mag hell, aber dank zweier glücklicher Umstände könnte die Beobachtung gelingen. Erstens verdunkelt der Erdschatten den Mond und damit den gesamte Himmel ziemlich deutlich, was den Kontrast erhöht. Und zweitens ist da das Sternchen Omikron Aries welches das Auffinden ungemein erleichtern dürfte. Mal sehen, vielleicht sieht man Omikron von einem schwachen Nebelbällchen umgeben?
    Omikron Aries ist ebenfalls 480 Lichtjahre entfernt, ebenfalls ein blauer Riese und 100 mal heller als die Sonne.

  • Orion im Süden

  • Für Abwechslung ist durchaus gesorgt, denn um die Zeit der Totalität steht das Sterbild Orion mit seinem gigantischen Nebelkomplex in optimaler Position im Süden. Auch vor und nach der Totalität dürfte Orion noch ein lohnendes Ziel abgeben.

  • Mars ade, Hallo Saturn!

  • Während Mars sich schon um 1h30 verabschiedet steht Saturn in guter Beobachtungsposition. Auch ein noch oder schon wieder heller Mond wird uns nicht von der Beobachtung des Ringplaneten abhalten.

  • ...übrigens...

  • Die nächste Mondfinsternis wird am Abend des 22. Mai 2004 tief im Südosten zu sehen sein.

     

    Hauptgang
    Die Nacht

    Heute Nacht sollte also die zweite Mondfinsternis in diesem Jahr "steigen".
    Die erste, am 5. Mai, zeigte ein schönes Farbenspiel da die Verfinsterung im Dunkeln begann und sich in den anbrechenden Morgen hinein fortsetzte - bis zum Verschwinden des schwachen Mondes im Himmelsblau. Hier kann man sich dieses Ereignis noch einmal in Erinnerung rufen.

    Bei der heutigen musste man erst einmal mit kühleren Temperaturen rechnen, und es war anzuraten sich sehr warm für den Langenhard anzuziehen. Auch das Thema Wetter war wieder mit im Spiel; noch am Nachmittag war vollkommen unsicher ob man überhaupt etwas sehen würde.
    Die Hoffnung stieg jedoch als sich in den diversen Wetterkarten im Netz der Netze die Dynamik des Geschehens abzeichnete:
    Ein Wolkenband wurde von Südwesten über die Alpen getrieben und dahinter zeigte sich klarer Himmel.
    Bereits gegen 18 Uhr war das Ende des Wolkenbands in Lahr zu sehen, und bald war der Himmel ganz wolkenlos.

    Der Mond vor der Finsternis

    Es geht los!

    Gleich zwei Beobachtungstermine waren hierzulande angesagt, eben dieser auf dem Langenhard und weiter einer mit Udo B. welcher in Hugsweier der Dinge harrte.
    Ich selbst hatte vor mit der s/w Webcam ein kleines Zeitrafferfilmchen anzufertigen, und war daher schon "zeitig" oben - gegen 23:00 Uhr. Schliesslich war einiges aufzubauen und zu richten, insbesondere das TAL das die Kamera nachführte (Um es vorwegzunehmen: Das Filmchen ist sehr instruktiv geworden um den Periodischen Schneckenfehler sichtbar zu machen, aber das wars auch schon).

    Bald schon trudelte dann Michael K. mit seinem Refaktor ein, dann erschien Alois E. mit dem Dob, und schliesslich Thomas S. samt Refaktor der mit der ToU Cam (durchaus brauchbare) Aufnahmen machte. Das wars was Vereinsleute betrifft, aber es kamen noch deutlich mehr Nichtvereinler, die z.T. mit Fotoapparaten Aufnahmen machten oder sich dem Genuss beim Blick durch eines der Geräte hingaben.
    Insgesamt schätze ich um die 20 Anwesenden.

    Das erste Ereignis war das Verschwinden von Mars. Noch einmal einen Blick auf diese Jahrtausendgestalt werfen! Doch schon tief im Südwesten und klein, klein, konnte man ausser einem orangenen Bällchen nicht mehr viel sehen.
    Bald nach Mitternacht zog - sehr langsam - eine helle orange leuchtende Feuerkugel ihre Bahn von Nordwest nach Südost. Ihre Sichtung wurde später auch von anderen Beobachtern an anderen Standorten in der Gegend bestätigt.
    Der Mond stand um diese Zeit strahlend am Himmel und verursachte ein deutlich wahrnehmbares Himmelsblau. Sterne waren daher - bis auf die hellsten - mit blossem Auge kaum zu sehen.
    Kein Wölkchen weit und breit. Meine Cam zeigte sich hoffnungslos überbelichtet, sodass ich notdürftig einen dunklen Blau- UND einen dunklen Grünfilter vor das (Okular-)Objektiv schrauben musste.
    Und auch an den Teleskopen musste man weitgehend abblenden. Das Dobson auf 5cm plus Graufilter und auch den anderen Geräten erging es nicht besser.

    in einem lauschigen Garten...

    ...brennt eine rote Laterne

    Vom Halbschatten, Eintritt bereits um 23.15, war wie üblich nichts zu sehen.
    Schliesslich der Eintritt des Kernschattens gegen 0:33 Uhr. Anfangs war dies eine schwache Abdunkelung "links oben" die sich jedoch innerhalb einer Viertel Stunde deutlich als Schatten offenbarte.

    "Ja wo ist denn der rote Mond?" wurde ich gefragt, aber solange der größte Teil so hell war, degradierte dieser das Rot zu einem matten Graugelb.
    Schliesslich, schon vor 2 Uhr kam der Frager zu seinem Recht denn es wurde nun langsam wirklich dunkel.

    Es war glaube ich für alle überraschend WIE dunkel.
    Zunächst erschien(?) solch ein fahles verblassendes Licht auf den Gegenständen und der Landschaft wie ich es schon einmal gesehen hatte: Bei der totalen Sonnenfinsternis anno 1999! Wirklich merkwürdig dass hier derselbe Eindruck entstand.

    Der Mond hingegen begann sich gleichsam in eine blosse Schattierung des Himmels zu verwandeln, kein Strahlen mehr, aber dafür dieses Glimmen...
    In den 8" Dobsons war jetzt mit voller Öffnung zu beobachten und auch ohne Filter. Jetzt traten Sterne hervor, fast als wäre Neumond. Alois zeigte mir den Eskimonebel welcher tadellos zu sehen war. Orionnebel mit UHC oder OIII Filter in gewohnter Pracht. Saturn mit ein paar Möndchen drumrum und deutlicher Cassini-Teilung. Sternhaufen in Fuhrmann und Krebs, und so weiter.
    Eigentlich eine Vergeudung der Mondfinsternis, wenn man bei Totalität deep-sky Objekte beobachtet, aber die Versuchung war einfach übermächtig!

    deep sky ?

    Aber der Mond! Das war für mich die zweite, noch größere Überraschung: Nie zuvor hatte ich einen verfinsterten Mond so - wie will ich sagen ? - "transparent" gesehen. Der Eindruck war der von einer bernsteinfarbenen Murmel. Da waren irgendwie keine Krater oder Gebirge mehr, eher erschienen sie wie Schlieren oder Einschüsse in einer Glaskugel die aus sich heraus schwach glühte. Den stärksten Eindruck hatte ich bei 30fach mit dem 2" Okular und dem 60 Grad Gesichtsfeld, welches der Mond etwa halb einnahm. Dieser Anblick ist einfach unvergesslich.

    der Himmel spielte mit einer Murmel

    Begegnung mit HD 17996

    Drumherum Schwärze, oder sagen wir fast! Denn gegen 2 Uhr näherte sich der Mond dem nordöstlich stehenden 7.6 mag hellen Sternchen HD 17996 welches er schliesslich um Punkt 2:06 schlagartig verdeckte.
    Tja und der 10mag Komet HT 50 ?
    Die Position war mittels "Sternhüpfen" leicht zu lokalisieren und ich meinte einen schwachen Nebel um Omikron Aries wahrzunehmen, aber keine sichere Wahrnehmung.
    Niemand hat etwas gesehen.

    Deutlicher als der Eintritt war der Austritt aus dem Kernschatten. Dies wird wohl daran gelegen haben daß beim Eintritt die Seite mit der deutlich dunkleren Albedo verdunkelt wurde, also auch wegen Überstrahlung nicht sofort wahrnehmbar war. Hingegen war der Kontrast des kleinen sich Aufhellenden Teils gegen den dunklen Rest wesentlich besser.

    Nun wurde es doch schnell leer auf dem Berg und die Stille kehrte - fast - zurück. Denn mit Thomas schwätzte ich noch eine ganze Weile herum und warf hin und wieder auch einen Blick auf Jupiter. Schiesslich stand auch wieder der Vollmond am Himmel, als wäre nichts gewesen. Als ich mich dann nach 4 Uhr aufmachte waren dann doch noch Wolken am Nordhorizont erschienen.
    Irgendwie muss in dieser Nacht die Westströmung auf eine ebenbürtige aus dem Osten getroffen sein, denn wir hatten keinerlei Wind, und so war es (ein, zwei verfrorene Gesellen ausgenommen) für die Meisten eine sehr angenehme Nacht.

    wirklich ?

    Schlussbemerkung: Das war schon ein gigantisches Jahr!
    Erst der Merkurtransit, dann die Mondfinsternis, dann die partielle Sonnenfinsternis, und jetzt wieder Mondfinsternis. Und das beste: Es war immer gutes Wetter, wir haben alles gesehen.

    Dafür sollten wir - wem auch immer - sehr, sehr dankbar sein. Weiter so!

     

    Dessert

    ...und am gleichen Abend...

    Am Abend des 9. Novembers war diese schöne Halo-Erscheinung (Danke Levin!) um den Mond herum zu sehen,
    verursacht durch Eiskristalle hoch oben.
    Anders als sonst war dieser Halo riesig gross und auch schwach in den Regenbogenfarben gefärbt.

    _____________________________