* Starparty auf den "champs du feu" (Vogesen) 29. auf 30. Oktober 2005 *


Beobachtungsbericht von C. Flick, Bilder von Levin D.
Die Bilder können teilweise durch Anklicken in einer vergrößerten Fassung gesehen werden.
Anmerkungen zu den Bildern erscheinen wenn die Maus einfach auf ihnen positioniert wird.

Fünf französische Astronomische Amateurvereinigungen wehren sich vehement gegen die Zerstörung eines der letzten Refugien für eine dunkle Nacht. Auf den champs du feu, Luftlinie etwa 5 km westlich der Wallfahrtstätte Odilienberg gelegen, liegt die Wallfahrtstätte der französischen Amateurastronomie in der Region.

Dieses im Winter von Skibegeisterten frequentierte Gebiet soll nun auch des Nachts nutzbar bzw. verwertbar sein und daher von Flutlicht erhellt werden. Nicht zuletzt aufgrund dieser drohenden Zerstörung folgten ein paar von uns dem Aufruf dieser Vereine zu Beobachtung und Kundgebung unserer Solidarität

Mit Horizonthöhen von maximal 5° im Osten und einer abfallenden Landschaft westlich dieser Kammlinie der Vogesen bietet sich eine ziemlich gute Rundumsicht. Auf fast 1100 m Höhe gelegen läßt man den Dunst der Rheinebene weit hinter sich.

- Bildmaterial wurde aus rechtlichen Gründen von dieser Stelle entfernt -
Strammstehen ! Wir, Levin D., Volker M. und Christian F., machten uns gegen 14 Uhr von Lahr aus mit dem Wohnwagen auf die Reise. Maria L. und Christian P. reisten separat an. Von Deutschland aus war bereits eine Dunstschicht im Westen zu sehen, die wir optimistisch auf Hochnebel schoben; 1100 m würden schon ausreichen um 'drüber' zu kommen.

Die Anfahrt durch herbstbunte Wälder war erhebend und schürte die Vorfreude zusätzlich. Erst ganz oben auf dem Champs öffnet sich der Blick und die Bäume treten in die dritte Reihe zurück.
Wir kamen gegen 16 Uhr oben an. Viel war noch nicht los, und wir konnten unseren 'Zug' günstig auf dem grossen Parkplatz abstellen.

Bis alles aufgebaut war, angeschlossen und ungefähr eingenordet, war es 18 Uhr geworden.

...in warmem Golde fließen...
Eine Lücke ist ein Strohhalm Dies sind Sonnenstrahlen, aber es gab fast ebenso regelmässige Wolkenstrukturen Mittlerweile hatte sich die westliche Dunstschicht als veritabler Sichtschutz entpuppt, durchmischt von Cirren, Schäfchen, Nebensonnen usw., Wolken die von wenigen klaren Lücken durchsetzt bald den Zenit erreichten.
Wolken festhaltend: Levin
Sollten wir uns wieder einmal mit 'hübschen' Wolkenformationen zufrieden geben müssen wie zur verkorksten langen Nacht im September, der unsichtbaren Sonnenfinsternis im Oktober oder auch zur letzten Veranstaltung auf den champs du feu im Juni, als wir bereits um Mitternacht frierend das Weite suchten?
Ein Strohhalm ist eine Lücke Eine Nebensonne?
Das Gelände fällt nach Westen hin leicht ab Der Platz füllte sich mehr und mehr, jedoch war schätzungsweise erst gegen 22 Uhr 'die Spitze' erreicht. Dann nämlich waren gut und gerne 200-300 Instrumente aufgebaut und unschätzbar viele Hobbyastronomen und Besucher auf den Beinen (Die Veranstalter schätzen 80 Teleskope und 100 Amateure, es waren aber mit Sicherheit weit, weit mehr). Natürlich wurde der auslandende Platz noch bei Sonnenschein ausgiebig erkundet. Unsere Heimstatt
Auf dieses runde, sehr leicht wohin auch immer zu bewegende Dobson, musste sein Besitzer gut 1,5 Jahre warten Quadratisch, praktisch, gut. Nur der Hauptspiegel war rund Auch ein Vereinsdobson, Öffnungsverhältnis: f/3.5 Folge: Jedesmal neu justieren!

Laut Aussage des Besitzers ist diese 'Rote Zora' funktionsfähig: Ein Schrott (!) Newton. Sehr solider Eindruck Dieses Dobson lässt sich gaaanz weich mit zwei Handrädern nachführen Dieser schöne Refraktor ist von der Marke 'Unitron'. Unsere Nachbarn, oder: Ein Cassegrain mit Geistern

Wir hatten mitgebracht:
  • 1800/350 "Otto" den Vereinsdobson, der das Heck des Passats fast füllte
  • 1200/150 TAL Newton
  • Levins Pentax Refraktor
  • 1200/200 "Pyrex", den kleinen Vereinsdobson, von Maria gegen 18 Uhr geliefert.

    Wir begannen mit der Beaobachtung der Sonne. Diese hatte sich in den letzten Tagen makellos gezeigt, ein Umstand der auf das nahende Sonnenfleckenminimum hinweist. Nach einigermaßen angestrengter Inspektion entdeckten wir dann noch inmitten einiger Fackeln am Sonnenrand zwei winzige Sonnenfleckchen; ansonsten war unser Stern wie erwartet gleichförmig überzogen von Granulation - übrigens ebenso gut sichtbar in Levins Refraktor wir im größeren TAL, was einiges über die Güte des kleinen Instruments aussagt.

    Kurz vor Sonnenuntergang zeigte sich Venus durch eine Wolkenlücke in SSW. Eine schöne Halbvenus, sehr hell (-3.5 mag). Levin meinte gar nahe der Schattengrenze in der Venusmitte noch eine dunkle Struktur zu sehen.

  • Ganz abgesehen von den Problemen mit den Wolken war der Beobachtungsgenuss durch immer wieder aufflammende Blitzlichter und Scheinwerfer beeinträchigt. Letztere waren einigen Presseteams zuzuschreiben, darunter auch FR3/Alsace, dem Fernsehsender für das Elsass. Diese Teams führten Interviews durch, und auch wir als Deutsche 'kamen dran', was aber mutmaßlich der Sache diente, denn die Anwesenheit 'des allemands' wurde im Fernsehen explizit erwähnt um die überregionale Bedeutung des Ortes hervorzuheben.

  • Zeitungsinterview
  • Fernsehinterview
  • A: Nein -öh - wir fürchten uns nicht im Dunkeln
    In der Dämmerung war schließlich nur im Osten der Himmel frei und die Situation verschlechterte sich minütlich. Es sah ganz so aus, als würde es heute mal wieder nichts werden. Die Venus stand noch einige Grad über dem Himmel (durch kleine Wolkenlücken erspäht), da ging Mars im Osten über dem Wald auf, scheinbar fast ebenso hell wie Venus (in Wahrheit -2.2 mag). Ein seltenes Schauspiel, Mars und Venus nahe ihrer Helligkeitssmaxima gleichzeitig am Himmel! Sehr schön auch der direkte Farbvergleich, der Mars nun deutlich röter zeigte. "Cartes du Ciel" gibt übrigens zwischen Marsaufgang und Venusuntergang die doch erhebliche Zeitspanne von 1,5 Stunden aus!
    Just zu dieser Zeit traf auch Christian P. ein. Er hatte sich gut 200 m oberhalb mit seinem Intes postiert.

    Mars und die Plejaden (etwas länger belichtet) und eine noch vorhandene Aufhellung über Straßburg
    Auf der Suche nach einer Wolkenlücke entpuppte sich ein dunkles Band im Südwesten nicht wie angenommen als dichte Wolkenbank, sondern, kurzerhand überprüft mit Otto, als eine sternendurchsetzte Lücke, just zu einem Zeitpunkt da der Himmel zu gut 90% bedeckt war. Bis etwa 23 Uhr war man - z.T. durch dichte Wolkenschwaden hindurch - auf das Erspähen heller 'Standardobjekte' angewiesen; jeweils ein fraglicher 5-Minuten-Genuß. Um diese Zeit starteten wir (Maria und Christian) Christian P. einen Besuch ab, der bereits ziemlich frustriert ans Zusammenpacken dachte. Uns, unten, 'streifte' dieser Gedanke auch kurz, zumal nun auch ein böiger Wind einsetzte. Auch noch Regen? Aber es kam zum Glück ganz anders. Eine Distel, als Poster (Format A0) zu beziehen von Levin D. :-) Die Lücke im Westen wurde zu einem grenzenlos offenen Himmel. Gegen Mitternacht senkte sich wirklich Nacht über die 'Feuerfelder'. Sogar eine anfänglich starke Aufhellung im Nordosten (Straßburg) verschwand völlig. Möglicherweise hatte sich im Rheintal Nebel gebildet der jede Lichtverschmutzung abschirmte.
    Abgesehen vom Wind (der zwar für den Normalsterblichen noch erträglich war aber Fotografieren schon unmöglich machte) wurde dies bei angenehmen Temperaturen eine der dunkelsten und längsten Nächte die wir je erlebt haben - eigentlich besser noch als die Öffenlichen Nächte auf dem Tochtermannsberg 2003 und 2004, da es auf dem champs du feu wirklich rundum dunkel war (bei Talnebel aber evtl auch auf dem TMB erreichbar). Ferner sprechen 1100 m auch für sich.
    Das Rot des Himmels ist Folge der langen Belichtung (und der anfänglichen Wolken) Wir tauchten hinab bis ins Sternbild Bildhauer, um die Sculptor-Galaxie aufzustöbern, 'scannten' kurz hintereinander die Planetarischen Nebel 'Eskimo', 'Katzenauge', den 'Blinkenden' und die 'Eule', entlarvten das Trapez im Orion als Ansammlung von 5 bzw 6 (Levin) Sternen, sichteten in den Plejaden bis zu 9 Sterne mit bloßem Auge, und erblickten durch Otto erstmals 2 Mitglieder von 'Stevens Quintett'. Erst die vergebliche Suche nach dem Pferdekopfnebel rückte die Maßstäbe wieder etwas zurecht... Bei der Suche nach Stevens Quintett kam uns ein Christian aus Durmersheim zu Hilfe, der sich - anscheinend öffnungsverwöhnt - ziemlich gut auskannte. Neben zwei Durmersheimern verteilten sich übrigens noch bis zu zehn weitere Deutsche auf dem Platz; auch Schweizer waren zugegen. Während Volker, Maria und Christian hauptächlich zwischen TAL, Otto und Levins Pentax 'kreisten', zog Levin die Runde über Otto, seinen Refraktor und ein großes Cassegrain benachbarter Franzosen.
    Zu den Franzosen und ihrem Instrumentarium sei an dieser Stelle übrigens schmunzelnd angemerkt: Wenn die Ernsthaftigkeit ihres Hobbys mit der Lage Ihres Geldbeutels korrelliert, muss es sich um todernste Astronomen handeln. Newtons und vor allem Dobsons waren recht spärlich gesät. Statt dessen fielen zahlreiche MAKs, SCs und Refraktoren auf dazu passenden, noblen Stativen und Säulen auf. Die weiter oben zu sehende Bildauswahl ist in dieser Hinsicht nicht repräsentativ (jedoch sehenswert).
    Gegen 2 Uhr kündigte ein lautes Piepsen des Wechselrichters (der bereits einen Kurzschluss beim Aufbau überlebt hat) das Ende der Autobatterie an, sodaß für den Betrieb des Laptops (zumindest Christians) von nun an fliegender Akkuwechsel angesagt war.
    Aber was heisst eigentlich '2 Uhr'? In dieser Nacht war ja wieder einmal Umstellung auf die 'richtige' Winterzeit, mithin eine ganze Stunde Beobachtungszeit gratis, die wir weidlich ausnutzten.
    Dazwischen immer mal wieder eine Tasse Tee, zubereitet 'zu Hause' im Wohnwagen. Dorten zischte auch die Gasheizung, sodaß man sich zwischendurch auch aufwärmen konnte.

    Die Sternhaufen im Großen Hund und im Einhorn bildeten den Abschluss der Beobachtung mit den Teleskopen. Gegen 5 Uhr (welche Zeit nun wieder?) packten wir alles Wertvolle in die Fahrzeuge. Bemerkenswert: Es gab keinerlei Tau. (Wohingegen beim vorangegangenen Donnertag auf dem Tochtermannsberg bereits um Mitternacht alles patsch naß geworden war)

    Und nun: "The big picture", das "grosse Bild", erblickt in noch einer weiteren Stunde vor dem Wohnwagen, behaglich in die Campingstühle gelehnt, der sternübersäten Himmel bei einem Gläschen Wein. Plejaden zählen, Sternschnuppen genießen (die ganze Nacht über waren welche zu sehen, aus allen möglichen Richtungen, 10 davon richtig helle). Bis auf vielleicht 2 weitere 'Camper' weiter unten waren wir mittlerweile alleine auf dem Platz.

    Wir gingen gegen 6 Uhr in die Koje, mit Ausnahme von Volker. Er blieb lieber draußen und wach. Damit war er wohl in sehr weitem Umkreis der einzige Mensch dieser Nacht, der gesehen hat wie Arktur untergeht UND wieder aufgeht. Eine sehr dünne Neumondsichel gab es für ihn als Dreingabe.

    Um 10 Uhr in der Früh' waren alle wieder wach (wenn man das so nennen will). Ein Frühstück, romantisch in der Sonne, dann zusammen packen und Abschied nehmen.
    Die Rückfahrt hatte noch einen Höhepunkt, denn ein Zwischenstopp auf dem Odilienberg zeigte uns ein nebelverhangenes Rheintal, ein Wolkenmeer tief unter uns.

    Das vorletze Bild stammt vom Odilienberg, das allerletzte jedoch vom Brandenkopf. Levin liess es sich nicht nehmen die ganze Szene auch noch von Osten aus zu schießen.

    Fazit: Diesmal zeigte sich das champs du feu wirklich einmal von seiner besten Seite.
    So unübertroffen, daß auch für uns weit Angereiste der Erhalt dieses Platzes als Beobachtungsort spätestens jetzt zum ureigenen Interesse geworden ist.

    Volker, nach maximal einer halben Stunde Schlaf im Freien Maria bei einer Tasse Frühstückstee

    Levin, kurz nach einem Cornflakes-Gestöber (Wind!) Gähnende Leere am anderen Morgen

    Das Rheintal, vom Odilienberg aus gesehen

    Das Rheintal, vom Brandenkopf aus gesehen