* Partielle Sonnenfinsternis vom 04. Januar 2011 *
auf dem
Tochtermannsberg bei Hofstetten

Die Fotos zu diesem Bericht stammen von Hans Bredel, Alois Ehret, Reinhard Pfaff, Franz Schmalz, Rüdiger Wurth und Christian Flick.
Auf 'richtige' aufrechte und chronologische Sonnenbilder wurde verzichtet. Der Beobachtungsbericht stammt von Christian Flick.

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Die Animation zeigt den Finsternisverlauf ab Sonnenaufgang

Fahrplan

  • 07:59 h: Beginn der Bedeckung
  • 08:21 h: Sonnenaufgang im Südosten, Bedeckung 15,5%
  • 09:14 h: Maximum der Bedeckung 67,4%
  • 10:38 h: Ende der Bedeckung in SüdSüdOst.

  • Maximale Dauer der Sichtbarkeit: 2h 17m
  • Saroszyklus: 151
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    Vorgeschichte

     

    Schritt 1)
    So war das alles eigentlich gar nicht geplant. Eigentlich war ursprünglich nämlich gar nichts geplant. Ein/e Jede/r habe schliesslich für sich selbst für freie Sicht zu sorgen und basta.

    Schritt 2)
    Das 'Schwarze Brett' war kahl und leer. Niemand postete auch nur einen kleinen Beitrag. Schon Wochen nicht. In dieser Situation erbarmte sich Franz S. und schlug noch im alten Jahr vor, die Sonnenfinsternis trotz kalbender Gletscher und vereister Pisten im mehr oder weniger privaten Kreis gemeinsam zu beoachten. Ein paar versprengte AVOler sagten daraufhin spontan zu (siehe 'Schwarzes Brett').
    (Das Brett wird anscheinend doch gelesen aber alle sind so schreibfaul)

    Schritt 3)
    Der Autor dieser Zeilen wird am Tag vor dem Ereignis von verschiedenen Presseorganen auf die geplante Beobachtung angesprochen, Vorabinterviews inklusive. Dies schreckt Nämlichen jäh aus seinen besinnlichen Vorbereitungen auf. Plötzlich war eine ungeplante öffentliche Beobachtung im Werden. Schnell noch das Wichtigste (Anfahrt) auf die Webseite. Den restlichen Tag mit Teleskope richten usw. beschäftigt.

     

    Hauptteil
     

    vor alledem : Stille

    Beobachter bei noch...

    Dies war wohl die kälteste je einberufene öffentliche Beobachtung des AVO. Gut -10 Grad zeigte das Thermometer beim Aufbau der ersten Optiken, gegen 7:30 Uhr in der Früh.

    Eine Stunde zuvor hatte ein tief stehender aber makellos scheinender Morgenstern (Venus) noch einen klaren Himmel versprochen. Die Dämmerung machte dann schnell klar, dass aus einer aufgehenden Sonnensichel nichts werden würde: Hochnebel über den Bergen versperrte die Sicht.

    Aber es war anzunehmen das die Sonne mit zunehmender Höhe auch an Sichtbarkeit gewinnen würde. So war es dann auch.

    ...schwierigem Morgenhimmel

    Bald füllte sich der Berg mit Gästen, der Presse, AVOler und ihren Instrumenten. Summa summarum konnte man etwa 15 Vereinsmitglieder zählen und ebenso viele Gäste. Zwar keine berauschende Zahl, aber dafür sehr beständig: Obwohl manch einem/einer bald die Füsse festfroren, war doch die Begeisterung über das Schauspiel größer, und die meisten kosteten das Schauspiel bis über 10 Uhr hinaus aus.

    Insgesamt war uns das Wetter sehr milde gestimmt. Schon ein schwacher Wind hätte genügt um die meisten Nasen einzueisen, und wohl auch die gute Stimmung. Es war jedoch gänzlich windstill.

    Eis auf den Rohren...

    Sichtlich verfroren waren jedoch einige Teleskope. Auch der Projektionsschirm am TAL Spiegelteleskop glich eher einer Schlittschuhbahn. Manch ein zu früh bereitgestelltes Okular musste in der Hosentasche aufgetaut werden.

     

    ...und auf dem 'Bildschirm'

    Um die Zeit des Sonnenaufgangs - 8:21 - waren zwar die meisten 'Zaungäste' versammelt, die Optiken allesamt nach Südosten gerichtet; allein die Hauptdarsteller liessen auf sich warten. Ein hartnäckiger Hochnebel versperrte jegliche Sicht bis zu 3° Höhe. Doch es war jetzt klar dass eine Sichtbarkeit nur noch eine Frage der Zeit war. Und der Ausdauer.
    Die Geduld wurde nicht zu sehr strapaziert, denn noch deutlich vor dem Maximum, schätzungsweise gegen 8:50, tauchte die Sonnensichel aus dem Dunst auf, bereits sehr bedeckt von der schwarzen Scheibe des Neumondes. Ganz anders als bei Beobachtungen unter dem nächtlichen Sternenhimmel fühlte sich der gemeine AVOler gegenüber dem Publikum kaum zu Erkärungen verpflichtet. Hier war Bewegung mit im Spiel, langsame zwar, aber doch sichtbar, 'großes Kino' eben. Instruktiv war der von Kurt G. angeregte Vergleich der Mond und Sonnenscheibe - letztere erschien aufgrund der Sonnennähe im Januar etwas größer. Größenverhältnisse also die allenfalls für eine ringförmige Sofi ausgereicht hätten.
    Je nach Tageszeit einer Beobachtung hat man spezifische Zaungäste. Während man des Nachts durchaus einmal von einem streunenden Hund erschreckt werden kann, kann sich des Tags - damit hat nun niemand gerechnet - auch einmal die Müllabfuhr einstellen. Der Laster schlängelte sich schliesslich erfolgreich durch die Teleskope hindurch, wobei dem Fahrer anscheinend jedoch nicht der Sinn nach einem Blick durch ein Rohr stand.
    Gut sichtbar war auch die am Sonnenrand abnehmende Helligkeit der Sonne, ein Effekt der darauf zurückzuführen ist, dass weniger Photonen 'seitlich' durch die streuende Sonnenatmosphäre dringen können als senkrecht zu ihr. Die bei gutem seeing sichtbare Granulation der Sonnenoberfläche war hingegen nicht feststellbar - kein Wunder bei der niedrigen Höhe des Gestirns.

    Die Übeltäter die eine schärfere Wahrnehmnung vereitelten, sah man hingegen deutlich am flimmernden und wabernden schwarzen Rand der Mondscheibe vor der Sonne: Ausdruck der kleinen, chaotisch wechselnden Regionen unterschiedlicher Temperatur und Dichte in der Erdatmosphäre.

    geschäftiges Treiben...

    ...auf dem Tochtermannsberg

    Experimente mit Fernglas...

    Während der beschaulichen Beobachtung blieb auch Zeit für Experimente. Nur von Hörensagen (siehe Zeitungsartikel unten) ist dem Autor bekannt, dass es anscheinend Beobachter gab, die auf dem Waldbodden viele kleine Sonnensicheln fanden, verursacht durch kleine, als Lochkamera wirkende Lücken zwischen den Bäumen. Hingegen gibt es nebenstehendes Bildzeugnis von einer Projektion durch Alis' Fernglas hindurch. Auch die Projektionsmethode mittels einer Pappkonstruktion von Astro-Media stellte ihre Brauchbarkeit unter Beweis.

    ...und Bastelmaterial

    Als der Mond begann, die Sonnenscheibe wieder frei zu geben, wurde zunächst eine Gruppe kleiner Sonnenflecken sichtbar, dann ein Flugzeug welches durch das Gesichtfeld flog, und zu guter Letzt - für manche das Zeichen zum Aufbruch - ein einzelner großer Sonnenfleck mit schöner Penumbra - allerdings auch er leidend unter schlechten Kontrastverhältnissen. Beim Zusammenpacken der Instumente wurden schliesslich noch die eingefrorenen Zehen gezählt - eine Empfindung die der Autor allerdings nicht teilen konnte.

     

     

    Nachworte

    Für die Nachwelt (v.l.):
    Alois E., Maria L., Franz S., Reinhard P., Kurt G., Hans B., C. Flick

    Als alle Teleskope zusammengepackt waren blieb noch ein kleiner 'harter Kern' AVOler zusammen und fand schliesslich in Schnellingen ein Gasthaus zum Aufwärmen und zum Austausch über das Erlebte.

    Die nicht ganz ernst zu nehmende Montage links stammt von Alis (*), der wohl noch einmal nachdrücklich die zwar niederschagsabhängige, aber doch temperaturunabhängige Tätigkeit des Hobbyastronomen unterstreichen wollte.
    (*) Und die Montage der Montage (in der Vergrößerung) konnte sich der Autor nicht verkneifen

     

    Tags darauf im O.T.

    Und jetzt? Jetzt freuen wir uns alle bereits auf das nächste 'Highlight':
    auf die totale Mondfinsternis am 15. Mai !

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